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  • AutorenbildManuela Sattlegger

Meine Frau Lehrerin


Gerade zu Schulschluss fragen mich PatientInnen oft, welche Note ich ihnen für ihr "Werk" geben würde. Die Frage wird spaßig gestellt, jedoch fühle ich mich oft sehr genau beobachtet, wie ich reagiere. Zum Glück muss ich keine Noten geben und finde es auch im schulischen Kontext widersinnig. Viele PatientInnen erzählen mir von verstörenden Erlebnissen im Zeichenunterricht, die sie dazu gebracht haben nie mehr oder nur mit Widerwillen einen Stift in die Hand zu nehmen. Diese Erlebnisse reichen von psychologisierenden Kommentaren vor der gesamten Klasse (mit Einbeziehung des Direktors) bis zu allgemein abwertenden Aussagen. Diese Erfahrungen sitzen oft tief und blockieren jahrzehntelang die eigene Kreativität. Die Sehnsucht nach Kreativität ist meist jedoch groß und manche PatientInnen trauen sich dann doch diese schmerzhafte Erfahrung zu thematisieren und durch den Stift in der eigenen Hand zu verwandeln.

Neulich habe ich meine Zeichnungen aus der Volksschule entdeckt. In der Volksschule hatte ich immer ein "Gut" im Zeugis, weil ich mich weigerte, das zu zeichnen was allgemein "vorgegeben" war. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich das widersinnig fand und ich mich lieber mit den Dingen befasste, die mich zu dieser Zeit interessierten.Tief in mir wusste ich, dass Noten einfach egal sind. Ich ließ mich in meiner Kreativität nicht bremsen und setzte meine Projekte mit einer gewissen Sturheit um, auch wenn sie nicht immer sinnvoll waren.

Ich wünsche allen eine "gesunde" Sturheit! Denn was gibt es schöneres als dieses Prickeln zu spüren, wenn einen der kreative Blitz an Lebendigkeit trifft?

Frau Lehrerin-3VS

Kastanienbaum-2VS

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