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  • AutorenbildManuela Sattlegger

Das Leben träumt mich


Jetzt ist eine wunderbar ruhige Zeit, um mich wieder intensiver meinen Träumen zu widmen. Die Weihnachtsferien sind bei uns zu Hause immer sehr unaufgeregt – keine Termine, keine großartigen Aktivitäten (außer Eislaufen!) und einem gelegentlichen Besuch von der Familie und Freunden.

Seit dem 24.12. erinnere mich an meine Träume

Ich habe mir also seit dem 24.12. vorgenommen jede Nacht zu träumen und diesen Traum aufzuschreiben. Der Vorsatz ist mir bis jetzt sehr gut gelungen. Am Abend vor dem Einschlafen lade ich meine Träume ein und versuche beim Aufwachen mich intensiv daran zu erinnern. In der Früh schreibe ich sie dann in mein Traumbuch und wenn mich ein Traum besonders berührt, dann male ich ihn.

C.G. Jung und die Träume

In der Jung’schen Psychologie spielen Träume eine große Rolle – sie dienen wie in allen analytischen Psychotherapierichtungen dazu, Zugang zum Unbewussten zu erhalten. In der Mal- und Gestaltungstherapie wird der Fokus auf die Gestaltung des Trauminhaltes gelegt und ermöglicht so einen Zugang zu den eigenen persönlichen Entwicklungsaufgaben.

Die Psychotherapeutin und Lehranalytikerin am C.G. Jung Institut in Zürich Ingrid Riedel spricht in ihrem Buch „Träume – der Anfang von allem“, dass sich Krisen, Chancen und Entwicklungsaufgaben und die Art und Weise der Lebensübergänge an den eigenen Träumen erkennen lassen.

„Träume lehren uns immer wieder staunen über das innere Wissen unserer Psyche, über ihr Ahnungsvermögen und ihr Vorauswissen von der symbolischen Bedeutsamkeit unseres Entwicklungsweges“. (Ingrid Riedel: Träume der Anfang von allem, Kreuz Verlag, Freiburg, 2010, S 27)

„Briefe“ des Unbewussten ernst nehmen

Ute Höllrigl findet es schade, dass wir diese „Briefe“ des Unbewussten, wie sie Träume bezeichnet, so wenig ernst nehmen. Die 77-jährige Psychoanalytikerin und Ausbildungsanalytikerin am C. G. Jung Institut beschäftigt sich seit Jahrzehnten in Traumseminaren und Publikationen die Botschaft der Träume erfahrbar zu machen und zu entschlüsseln. Sie ist eine wunderbare Therapeutin und es ist ein großer Gewinn, ein Seminar bei ihr zu besuchen. Wer sich dafür interessiert findet die Termine auf ihrer Homepage.

Wie geht man nun mit seinen Träumen um?

Auch wenn Sie jetzt nicht ein Traumseminar besuchen oder die Möglichkeit haben, ihre Träume mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin zu besprechen, reicht oft schon die Beschäftigung mit den unbewussten Trauminhalten, etwas über sich und seinen eigenen Entwicklungsprozess zu erfahren.

Leider gibt es kein großes „Traumdeutungsbuch“, das Ihnen Auskunft gibt, dass wenn Sie von einer Verletzung am großen Zehen träumen, was das für Sie sicher bedeutet. Denn die symbolischen Trauminhalte sind von unserem eigenen Komplexgeschehen abhängig und daher äußerst individuell. Auch wenn nach C. G. Jung jeder Kern des Komplexes ein Archetyp (d.h. kollektives Wissen) ist, so ist diese archetypische Deutung (Mythen, Märchen) nur eine Erweiterung des individuellen Traumprozesses.

Den Traum noch einmal imaginativ nacherleben

Verena Kast spricht ihn ihrem Grundlagenbuch zur Jung’schen Psychologie „Die Dynamik der Symbole“ auch erst einmal davon, dass wir den Traum am besten noch einmal imaginativ nacherleben und spüren, welche Emotionen ausgelöst werden.

Ich schreibe meine Träume sehr gerne auf und lasse auch schon meine ersten Gedanken einfach unzensiert auf das Blatt fließen. Das Gestalten und Malen als weiterer Schritt kann noch eine tiefergehende Beschäftigung mit dem Trauminhalt sein.

Der Traum als Entwicklungsaspekt

Dann geht es natürlich darum den Kontext herzustellen, in dem man sich Träumender befindet. Träume entstehen ja nicht losgelöst von der aktuellen Lebenssituation. Das Schöne an der Jung’schen Psychologie ist ja, dass es nicht immer nur um Begrenzungen, Krisen, Komplexerleben geht, nein es geht auch immer um den Entwicklungsaspekt.

Träume als Theaterstücke

Ich möchte mit einer weiteren Traumforscherin, der Psychoanalytikerin Ortrud Grön schließen und Sie ermutigen, sich mit Ihren eigenen Träumen auseinanderzusetzen:

„Ich sehe die Träume als Theaterstücke, dich sich in uns ereignen, um uns den Blick auf das eigene Leben zu öffnen. Träume helfen uns, aus unseren Erfahrungen zu lernen. Und wenn wir uns mit ihnen beschäftigen, werden sie zu unseren besten Freunden.“

Dann kann ein verletzter Zeh im Traum also ein Aufruf zur persönlichen Weiterentwicklung sein. So träumt mich also mein Leben.

Literatur und Linktipps:

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