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  • AutorenbildManuela Sattlegger

Fifty shades of blue…


50 shades of blue...

„Anfangs wollte ich verzagen, und ich glaubt ich trüg es nie; und ich hab es doch ertragen, aber fragt mich nur nicht wie!" (Heinrich Heine)

Wie soll man über das Gefühl von Trauer schreiben? Im Trauerprozess ist der Schmerz beizeiten so unfassbar, der Verlust so nicht verstehbar und Worte nicht ausreichend, um das Unausweichbare, das Letztgültige zu verstehen und in sein Leben zu integrieren.

Die Maltherapie in der Tradition C. G. Jung’s bietet einen Zugang zur eigenen Gefühlswelt und der Ausdrucksmöglichkeit dieses Gefühls der Trauer und der damit verbundenen Aspekte wie z.B. Wut, Schuld, Schmerz, Aussichtslosigkeit, Einsamkeit.

Das Trauergefühl tritt nicht nur beim Tod eines geliebten Menschen auf, sondern auch bei anderen Verlusten wie z.B. Verlust der Gesundheit, Verlust des Arbeitsplatzes, Verlust einer Beziehung, Verlust einer Lebenschance (wie ein unerfüllter Kinderwunsch, Berufsausbildung), die nicht verwirklicht werden konnte.

Trauer ist eine natürliche Reaktion

Trauer ist eine natürliche Reaktion auf den Verlust. Die Welt ändert sich für den Betroffenen von einem Tag auf den anderen, nichts ist so wie vorher.

Für Trauernde gibt es in unserer Gesellschaft eine Menge Herausforderungen

Die soziale Umwelt

Der Trauerprozess ist so individuell, wie jeder Mensch unterschiedlich ist, was von der Umwelt oft nicht verstanden wird. Viele Trauernde ziehen sich von ihren sozialen Beziehungen zurück, weil sie sich zum einem dem anderen nicht zumuten wollen, zum anderen haben sie oft verletzende Begegnungen gemacht. Viele gute Freunde oder Verwandte wenden sich ab, weil sie nicht wissen, wie sie mit den Trauernden und dem Schmerz umgehen sollen.

Krise in Familie und Beziehung

Viele Paare durchleben in ihrer Beziehung eine Krise, da jede/r PartnerIn eine unterschiedliche Art hat, mit dem Verlust umzugehen. Nichts ist in der Familie wie zuvor, ein neuer Weg muss gefunden werden. Das gesamte Familiengefüge mit Eltern, Geschwistern, Großeltern, Verwandten braucht Zeit und manchmal auch Begleitung, um eine neues Gleichgewicht zu finden.

Die Dauer und Art des Trauerprozesses

In unserer Gesellschaft heißt es immer wieder: „So nach einem Jahr Trauer, muss du jetzt mal darüber hinweggekommen sein.“ Man weiß aus heutigen Forschungen, dass das "Phasenmodell", das die berühmte Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross propagierte eher ein idealtypisches Modell für die Trauerbewältigung ist. Zuerst kommt das Nicht-Wahrhaben-Wollen, dann Zorn, anschließend Verhandlungen mit einer höheren Gerechtigkeit, die dann von einer Depression abgelöst werden und schließlich in der Akzeptanz enden (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Kübler-Ross).

Das "Duale Prozessmodells" der Trauerbewältigung, das mehr der Lebensrealität entspricht, (und durch Forschungsergebnisse abgesichert ist), ist das von Margaret Stroebe und Henk Schut von der Universität Utrecht. Sie beschreiben zwei Pole – einer dreht sich um den Tod und den Verlust, der andere um die Gegenwart und die Zukunft. Trauernde pendeln zwischen diesen beiden Polen hin und her. Ein Pol wird als verlustorientierter Stressor und der andere als wiederherstellungsorientierter Stressor angesehen. „Es geht von einem dynamischen, regulativen Prozess des Oszillierens zwischen beiden Stressorenarten aus, in dem der Trauernde die unterschiedlichen Aufgaben aus dem jeweiligen Bereich mal in Angriff nimmt und zu anderen Zeiten mal vermeidet.

Das Modell schlägt vor, adaptives Trauerbewältigungsverhalten als dynamischen Prozess aus Konfrontation und Vermeidung von verlust- und wiederherstellungsbezogenen Stressoren zu sehen. Außerdem plädiert es dafür, die Bedeutung anzuerkennen, die der Dosierung von Trauer zukommt. Damit ist gemeint, dass es im Umgang mit beiden Stressorenarten ein integraler Bestandteil angemessenen Bewältigungsverhaltens ist, immer wieder eine Pause einlegen zu dürfen (siehe http://trauerforschung.de/index.php/forschungsbereiche/bewaeltigung/42-darstellung-der-grundprinzipien-des-dualen-prozessmodells-der-trauerbewaeltigung)

Die Trauerbewältigung durch die Maltherapie

In der Maltherapie kann Trauer unmittelbar und ohne viel Worte ausgedrückt werden. Beim Malen eines Bildes muss ich mich nicht verstellen und auf meine Umwelt Rücksicht nehmen, meine Seele drückt sich so aus, wie ihr danach ist. In einem Bild wird auch immer eine Ressource sichtbar sein, eine Idee wie eine Bewältigung aussehen könnte, ein Hoffnungsschimmer für weitere Schritte.

Der geschützte empathische Raum und eine kompetente Begleitung in einer Einzelstunde oder in einer Gruppe ermöglicht einen eigenen Weg zur individuellen Trauerbewältigung.

Es wird kein Wert auf künstlerischen Ausdruck gelegt und Bewertungen wie schön/hässlich werden außer Acht gelassen.

Menschen beschreiben, dass Sie beim Malen „ganz bei sich“ und mit der Schöpferkraft, dem Kreativen verbunden sind, dass dem Gemalenen einen stark sinnstiftenden Charakter verleiht.

Es ist auch die Zeit für einen selbst, das Gedankenkarussell im Kopf kommt etwas zum Stillstand, was für viele Menschen sehr entspannend sein kann.

Die Gruppe von Gleichgesinnten versteht viel, ohne zu bewerten. Jeder entscheidet selbst wie tief er oder sie in die Tiefe gehen möchte.

Literatur- und Linktipps

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