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  • AutorenbildManuela Sattlegger

Intuitiv Malen – Sehnsucht nach Farben


Vielleicht kennen Sie das auch: Sie stellen sich vor, wie Sie entspannt und völlig eins mit sich mit dem Pinsel über ein Blatt Papier malen.

Es fließt alles leicht aus Ihnen heraus und es entsteht mühelos ein wunderschönes buntes Gemälde. Sie fühlen sich wunderbar frei, achtsam im Augenblick und elektrisiert vor lauter Kreativität. Sie spüren sogar das Flowgefühl und ihre Intuition.

Die Vorstellung von der Mühelosigkeit

Oder Sie sehen spät nachts auf einem Exotenkanal den amerikanischen Maler Bob Ross zu, wie er mühelos wunderschöne Landschaften auf die Leinwand zaubert. Mit seinen Spezial –pinseln und –spachteln, ausgesuchten Farben entsteht wie mit Feenhand und völlig easy ein unglaubliches Bild. Mit seiner meditativen Stimme und dem Wuschelkopf verzaubert er noch immer Millionen von Zusehern, obwohl er schon seit 20 Jahren verstorben ist.

Und nun zurück zu Ihnen: In Ihrer Vorstellung malen Sie leicht und unangestrengt wie Bob Ross ein Meisterwerk. Der Pinsel wandert mühelos in Ihrer Hand hin und her, intuitiv nehmen Sie die richtigen Farben und setzen den Pinselstrich an die richtige Stelle. Zufrieden lehnen Sie sich im Geiste zurück und sind stolz auf Ihr Werk.

Dann sitzen Sie vor einem Blatt Papier

Und dann passiert vielleicht folgendes:

Beim Malen fließt relativ wenig von sich aus, aus Ihnen heraus. Die Gedanken schwirren herum und Sie denken sich, was Sie hier sollen. Wenn Sie etwas Malen, werten Sie es ab und tun es als „Kinderkunst“ ab. Denn der erste Versuch sollte schon zu einem Meisterwerk führen. Wenn Sie hartnäckig sind, probieren Sie es nochmal und werfen dann entnervt die Malsachen in eine Ecke. Von Entspannung keine Spur. In Ihnen festigt sich der Eindruck, dass Sie nicht kreativ sind.

Oder: sie fangen erst gar nicht an. Sie haben eine Unmenge an Farben, Pinseln, Blöcken, Leinwänden zu Hause, die in der Ecke stehen und verstauben. Manchmal streifen Sie sehnsüchtig um die Sachen herum und erinnern sich, wie Sie diesen Maler im Fernsehen leidenschaftlich beobachtet haben. Sie nehmen sich öfters vor, wenn Sie einmal ganz viel Zeit und die Inspiration haben, sich hinzusetzen und all die wunderbaren Malsachen zu verwenden. Nur leider ergibt sich dieser Augenblick kaum, immer sind andere Dinge wichtiger zu tun.

Der kreative Prozess stockt

So oder so ähnlich ergeht es mir auch öfters, obwohl ich etwas Routine habe. Mein Kopf meint, dass er immer alles bewerten müsste, obwohl das in diesem Moment gar nicht notwendig wäre. Auch meine Abwertungsgedanken, Genialitätssehnsüchte und Sinnhaftigkeitsgedanken wirken in solchen Momenten in mir. Nachdem ich die Ausbildung zur Mal- und Gestaltungstherapie absolviert habe, einige Sommerakademien und Kurse besucht habe, glaube auch ich öfters ein Meisterwerk schaffen zu müssen. Das Banale und Einfache wird abgewertet. Ich bin ungeduldig und ärgere mich über mich selbst, mein innerer kreativer Prozess stockt.

Das Buch von Thomas Lüchinger – Intuitiv Malen als Inspiration

In solchen Momenten liebe ich das Buch von Thomas Lüchinger – „Intuitiv Malen – Wege zur Kreativität“. Ein Klassiker neben den Büchern von Arno Stern und Michele Cassou auf dem Gebiet des intuitiven Malens. Thomas Lüchinger stellt in diesem Buch viele Übungen vor, die als Einstieg in das intuitiv Malen genutzt werden können. Aber auch sein achtsamer Zugang und sein bewertungsfreier Zugang zum Malen spricht mich sehr an. Er war viele Jahre Dozent an der ETH Zürich und ist selbst als Maler, Zeichner und Filmemacher tätig. Viele Übungen und Beispiele zeugen von seiner jahrelangen Erfahrung.

Der Ablauf des Intuitiv Malens

Der Ablauf ist immer ähnlich: Das intuitiv Malen startet immer mit einer Körperentspannungsübung, gefolgt von einer Fantasiereise und/oder verschiedenen Arbeitsaufträgen (z.B. etwas ganz anders zu machen als sonst – wie zum Beispiel völlig andere Farben nehmen als wie gewöhnlich). Diese sollen als Impuls für den Malstart dienen. Die Körperübung lässt den Alltag etwas hinter sich liegen, entspannter kommt man der Kreativität und Intuition besser auf die Spur. Im weiteren Malprozess kann das Bild einen völlig anderen Verlauf nehmen. Denn beim Malen lässt man sich vom Bild leiten, den Formen, den Impulsen, den eigenen Gefühlen, die einen während des Malens begegnen.

Die Hindernisse beim Intuitiv Malen

Wir sind es gewohnt zu urteilen, zu bewerten, zu vergleichen. Unsere inneren Kritikerstimmen übernehmen nur zu leicht die Führung. Es ist eine wunderbare Übung diese zu beobachten, einfach wahrzunehmen. Es hilft oft diesen Stimmen mit einer Frage zu begegnen (Was wäre, wenn es egal wäre….?).

Nicht nur wunderbare lebendige Gefühle werden beim Malen aktiviert, sondern auch unangenehme Gefühle wie Ängste oder Zweifel. Diese ohne Bewertung auszuhalten und anzunehmen, ist eine sehr hohe Kunst.

Der Gewinn beim Intuitiv Malen

Wenn ich mich auf den Malprozess einlasse, kann ich sehr viel über mich lernen, mich auch auf eine andere Art und Weise kennenlernen. Gewohnte Pfade verlassen, etwas auszuprobieren und mich leiten zu lassen, ohne zu wissen, wo es mich hinführt. Es ist schwer zu beschreiben, aber es kann etwas in Fluss kommen. Meine Kreativität wird angeregt und kann mir in ganz anderen Bereichen meines Lebens wertvolle Impulse geben.

Intuitiv Malen ist wie eine Entdeckungsreise mit einem ungewissen Ziel. Das Buch von Thomas Lüchinger „Intuitiv Malen“ ist wie ein Kompass für diesen Weg – gesehen bei Heyn.

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